Musikalische Lesung (29.9.2025)

Am 29. September 2025 fand im Leosaal des Curhauses eine musikalische Lesung zum Thema
„Kath. Soziallehre gestern-heute-morgen“ statt.

Nach der Begrüßung durch Dr. Maria Raphaela Hölscher wurde kurz die JMG mit ihren Zielen vorgestellt, Informationen zum Leben von Prälat Prof. DDr. Johannes Messner sowie Prof. Dr. mult. Alfred Klose folgten. Texte zur Kath. Soziallehre von Papst Leo XIV., J. Messner bis zu Papst Leo XIII. kamen anschließend von Mitgliedern der JMG zu Gehör. Musikalisch begleitet wurde der Abend von
Brigitte Münker (Cello) und Felix Krieg (Klavier) mit Werken von Bach bis Casals.

Im Folgenden das Programm des Abends mit Links zu den jeweiligen Texten,

der Text von Johannes Messner ist an dieser Stelle in voller Länge aufgenommen. Eindrücke des gelungenen Abends bringen die beigefügten Fotos.

Programm:

F. Mendelssohn Bartholdy  „O For the wings of a dove“   

Ansprache von Papst Leo XIV.  an die Teilnehmer am Jubiläum der Regierenden, 21. Juni 2025In: https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/speeches/2025/june/documents/20250621-giubileo-governanti.html [15-7-2025]

„Das Naturrecht, das neben und über anderen eher fragwürdigen Überzeugungen universale Gültigkeit hat, bildet den Kompass, an dem wir uns bei der Gesetzgebung und beim Handeln orientieren müssen, insbesondere bei den heiklen und dringenden ethischen Fragen.“

A. Piazolla „Ave Maria“

Papst Benedikt XVI., Ansprache an die Teilnehmer eines internationalen Kongresses über das natürliche Sittengesetz, 12. Februar 2007, In: https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2007/february/documents/hf_ben-xvi_spe_20070212_pul.html [10-7-2025]

„Ein solches Prinzip ist die Achtung vor dem menschlichen Leben von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende, da dieses Gut des Lebens nicht verfügbares Eigentum des Menschen, sondern unentgeltliches Geschenk Gottes ist.“

J. S. Bach „Jesu bleibet meine Freude“

Johannes Messner, Modernes in der vormodernen christlichen Sozialethik
Aus: Festschrift für Ernst Kolb, Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 1971

Wenn man unter christlicher Sozialethik die von der christlichen Idee des Menschen getragene Wissenschaft von der Ordnung des gesellschaftlichen Lebens versteht, wird geschichtlich ihr Anfang bei Augustin anzusetzen sein.
Einzelne sozialethische Fragestellungen mussten sich schon früher aus der Tatsache ergeben, dass weltliche Ordnungen mit dem Anspruch auf verpflichtende Geltung bestanden. Nicht verwunderlich, dass Christus selbst der Frage, ob die Staatsgewalt im Gewissen verbindliche Gesetze zu erlassen ermächtigt ist, nicht auswich („Gebt dem Kaiser“ u.s.w.).
Die sozialethische Frage nach der sittlichen Ordnung des gesellschaftlichen Lebens im Ganzen konnte sich erst stellen, als das Christentum nach der Zeit der Verfolgung in der damaligen weltanschaulich pluralistischen Welt seine Antwort zu geben sich gedrängt sah auf die Frage nach Sinn und Ordnung der Gesellschaft.
In der Antwort sah sich das Christentum zurückverwiesen auf die Natur und Bestimmung des Menschen, wie sie sich aus der Offenbarung ergaben. Von Anfang an stand so die unlösliche Verbindung von Individual- und Sozialethik fest. Nicht nur waren beide vom Menschen her als Einheit zu begreifen, auch die in der Sozialethik sich ergebenden Pflichten waren letztlich immer solche des einzelnen Menschen.
Augustin machte die Goldene Regel zur Grundlage seiner Ethik. „In der Vernunft jedes Menschen, der der Freiheit mächtig ist, existiert ein Gesetz, natürlicherweise ins Herz geschrieben; es ermahnt ihn, einem anderen nicht zu tun, was er selbst nicht erleiden will.“
Augustin konnte nur in begrenzten Umfang Kenntnis davon haben, dass, wie heute erwiesen ist, die Goldene Regel sich in der Moral vieler Völker findet. Was er natürlich wusste, war, dass die Goldene Regel auch in der Ethik Christi eine zentrale Stelle einnimmt, auch das Christus sie in positiver Fassung ausspricht: „Alles, wovon ihr wollt , dass es die Leute euch tun, das sollt ihr auch ihnen tun.“
Der moderne Bezug der Goldenen Regel in der Ethik Augustins ist gegeben, weil angesichts der weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft von heute keine andere Möglichkeit besteht, eine Grundlegung der Ethik zu finden, die bei der Verschiedenheit anthropologischer Weltanschauung und Ideologien allgemein akzeptabel wäre.
Die Goldene Regel geht nämlich von der Annahme aus, dass die Menschen wissen, was im zwischenmenschlichen und zwischenstaatlichen Verhalten die Voraussetzung für ein lebenswertes Leben bildet. Man kann auch sagen (darin dürfte der Unterschied vom Gebot der Nächstenliebe zu sehen sein), dass die Menschen wissen, was in ihrem Interesse gelegen ist.
Wichtig ist die ihnen durch die Vernunft ermöglichte Unterscheidung, was in ihrem augenblicklichen Interesse und was in ihrem dauernden Interesse gelegen ist, also was Scheinwerte und was Dauerwerte sind. Die mit der Goldenen Regel sich stellende Frage ist im Grunde die von einem Strom der abendländischen Ethik, ausgehend von Aristoteles, immer wieder erörterte Frage nach den wahren Glückswerten des Menschen. Sie geht einher mit der Feststellung der Tatsache, dass der Mensch nicht bewusst seine Frustration anstreben kann. Seine Natur erlaubt es ihm nicht. Die Goldene Regel hat in der christlichen Ethik nach Augustin kaum noch größere Beachtung gefunden. Heute in der weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft ist ihre Zeit wieder gekommen.

C. W. Gluck Dance of the blessed spirits

Papst Leo XIII. und „Rerum Novarum“, aus: Birgit Pottler, Rerum Novarum: 134 Jahre und aktueller denn je, In: https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/read/151847/[15-5-2025]

Rerum Novarum“ gilt als die Geburtsstunde der katholischen Soziallehre. Ihre Prinzipien – Menschenwürde, Gemeinwohl, Subsidiarität und Solidarität – bilden bis heute das Fundament kirchlicher Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Fragen.“

P. Casals (arrangiert)  „Song of the birds“ 

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