Wien: Militär-Experten mit Appell zum Friedensengagement
Militärerzdekan Tripp und Oberst Reisner diskutierten bei Veranstaltung der „Johannes-Messner-Gesellschaft“ zum Thema „Friedenssicherung – eine christliche Herausforderung“ Wien, 18.10.2023 (KAP)

Die Bedeutung der friedensethischen Erziehung und Bildung im Bundesheer wie in der Gesellschaft ganz allgemein war eines der Hauptanliegen, das Dienstagabend bei einem Podiumsgespräch im Ordenszentrum „Quo vadis“ in Wien artikuliert wurde. Militärerzdekan Harald Tripp und Oberst Markus Reisner, bekannt aus zahlreichen Interviews und Analyse-Videos zum Ukraine-Krieg, diskutierten zum Thema „Friedenssicherung – eine christliche Herausforderung“. Eindringlich waren die Appelle Tripps und Reisners, dass es neue internationale Bemühungen um Verständigung und Dialog brauche, sonst steuere die Welt auf eine noch viel größere Konfrontation zu. Reisner unterstrich die Forderung Tripps nach einer verstärkten friedensethischen Erziehung. Sein weltweiter Befund: Die Menschen würden immer mehr die Orientierung verlieren, es sei nicht mehr klar, was gut und was böse ist. Das mache die Bevölkerungen auch immer leichter steuerbar, warnte Reisner vor einer neuen Gefahr: der kognitiven Kriegsführung. Die bestehende internationale Ordnung wanke, so Reisner, der dies u.a. auch damit illustrierte, dass der UN-Sicherheitsrat international überhaupt keine Rolle mehr spiele. Österreich sei zudem keine Insel der Seligen.

Die zahlreichen aktuellen Konflikte gingen auch Österreich an. „Friede ist keine Selbstverständlichkeit. Der Krieg wird uns einholen, wenn wir uns nicht für den Frieden engagieren“, so der Offizier. Papst Franziskus habe aktuell von einem „Weltkrieg auf KATHPRESS-Tagesdienst Nr.258, 18. Oktober 2023 5 Raten“ gesprochen, erinnerte Reisner. Er könne dem leider nicht widersprechen. Militärseelsorger Tripp zeichnete die kirchlichen Entwicklungslinien zu Krieg und Frieden von der biblischen Botschaft über die Lehre vom Gerechten Krieg, das Zweite Vatikanische Konzil bis zu Papst Franziskus nach. Für Franziskus sei Krieg immer eine Niederlage, er spreche von der Absurdität des Krieges und präferiere eine pazifistische Haltung des Widerstands, auch wenn die Kirche deshalb als naiv betrachtet werde. Diese Position sei natürlich auch für die Militärseelsorge eine inhaltliche Herausforderung, räumte Tripp ein. Für das österreichische Bundesheer könne er jedenfalls sagen, dass die Militärseelsorge größtes Augenmerk auf die Gewissensbildung der Soldaten lege. Zu der Veranstaltung hatte die „Johannes-Messner-Gesellschaft“ geladen. Präsidentin Maria Raphaela Hölscher konnte unter den Teilnehmenden u.a. auch den emeritierten Bischof von St. Pölten, Klaus Küng, begrüßen. Die „Johannes-Messner-Gesellschaft“ hat sich der Pflege und Fortführung des wissenschaftlichen und spirituellen Erbes von Johannes Messner (1891-1984) verschrieben. Messner galt als herausragender Lehrer des traditionellen und christlichen Naturrechts und begründete die „Wiener Schule der Naturrechtsethik“. Als Professor am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität in Wien wirkte er bis 1966.

(Fotos: Alexander Hanika, JMG)
