Dir. Prof. Günter Bergauer MBA
Immer wieder sind wir als Gesellschaft Herausforderungen ausgesetzt.
In der Vergangenheit, besonders in unserer Zeit, zeigt sich, dass politische Ideen, ob diese nun als links oder rechts bezeichnet werden, immer wieder Anhänger finden und konsequent verfolgt und umgesetzt werden. Die gesellschaftspolitischen Vorgaben, oft auch eingegossen in vorbestimmte und fixe Rechtsauffassungen, verführen jene, die nicht kritisch genug mit Wertorientierung umgehen können.
Es ist tatsächlich schwierig in einer Zeit, die uns derlei große Mengen an Information und Wissen liefert, eine Unterscheidung der Inhalte, was meinen Werten und Haltungen entspricht, zu treffen. Die uns vermittelten Auslegungen sind häufig weit ab vom Recht auf Leben, Freiheit, Würde und Eigentum. Diese Extreme orientieren sich in ihren Gesetzen nicht an Moral, Ethik und dem, was inhärent wichtig wäre.
Somit sind jene, die sich die Frage stellen, ob „etwas aus den Fugen geraten wäre“, bereits am Weg, einen kritischen Blick zu wagen. Was beunruhigt jene, die sich diese Fragen stellen? Sind es „Angsthasen von Natur aus“, jene, die von vornherein „alles Neue als Übel empfinden“ und gab es nicht immer schon Zukunftsängste oder scheuen wir den Wandel?
Neben in jedem Menschen ruhenden Anlagen wie Urangst, Neugierde und Vorsicht vor Neuem, bestehen menschliche Wertesysteme. Menschen sind dazu geneigt, den Zusammenhalt für das Leben, das Zusammenleben und Miteinander auf diesem Planeten, Erde, zu ermöglichen.
Der Glaube, der uns geschenkt ist, ermöglicht das Verständnis für unser Zusammenleben auf großartige Weise, im Diesseits und ja sogar darüber hinaus.
Mit diesem Wissen im Gepäck lassen sich einige grundlegende menschliche Werte herausheben, anhand derer wir sehr viel einfacher zu unterscheiden gelernt haben.
Bewusst wird es, indem das Motto für das Jahr 2025, ein von Papst Franziskus ausgerufenes Heiliges Jahr, lautet: Pilger der Hoffnung.
Hoffnung, ein Begriff, der uns stärkt, auf uns Zukommendes besser zu ertragen, zu verstehen oder zu erwarten. Selbst in der finstersten Stunde eröffnet sich das Licht der Hoffnung. Sätze dieser Art finden wir in der Weltliteratur und den Schriften der Weltreligionen immer wieder. Es wurde immer wieder von Erlebnissen aus Kriegsgeschehen berichtet, wo gerade dieses Licht, diese Hoffnung es war, dass die von Gefahr betroffenen Menschen eine derartige Kraft entwickeln konnten, um die Situation durchzustehen und zu überleben.
„Treue Begleiter und Geschwister“ der Hoffnung sind Glaube und Liebe. Glaube stärkt Hoffnung und die Liebe ermöglicht uns, diese bei und unter den Menschen zu suchen und zu finden. Eine Basis für unser Zusammenleben.
Es sind selbstverständlich viele Geschehnisse aus unserer Zeit, die berichtet werden können. Diese sind aber meist Erfahrungen Einzelner. Daher ist es interessant, die Situation im Größeren zu betrachten, nämlich auch dort, wo kollektiv Unsicherheiten geschürt und zu unterschiedlichen Zwecken, z.B. politischen, verwendet werden.
Einige Beispiele dazu:
Startet ein Präsident eines der größten Länder der Erde einen Angriffskrieg, so fehlt jegliches Verständnis und die Verurteilung dieser Entscheidung ist verständlich. Gleichzeitig aber beginnt der Prozess der Hoffnung. Menschen beten und hoffen, dass sich die Staatenlenker zu Gesprächen treffen und zum Thema Frieden einigen. „Si vis pacem para bellum“ – („Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“). Dieses Zitat hatte man lange nicht gehört, denn es löst den Slogan „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“, ab. Jeder muss für sich entscheiden, welche Position eingenommen wird. Natürlich ist es ein zutiefst komplexes Thema, das die Berücksichtigung vieler Punkte beinhalten sollte. Im Grunde genommen geht es jedoch darum, die Hoffnung und immer die Hoffnung auf Frieden in sich zu tragen.
Ein anderer Staatenlenker spricht offen darüber, andere Staaten oder deren Regionen zu übernehmen. Überlegungen, ganze Völker umzusiedeln, um daraus eine Ferienanlage zu entwickeln, sind ebenso dabei. Die Antworten verblüffen häufig. So schlimm wird es nicht kommen, oder endlich denkt jemand außerhalb der eingefahrenen Schemen, all dies zeigt, wie immanent Hoffnung in uns allen auch ist, nur um die Hoffnung auf eine Besserung in einer ausweglosen Situation fortzuschreiben.
„Das Prinzip Hoffnung“ steckt vor allem intensiv in unserer Wirtschaft. Die Ausrichtung auf permanentes Wachstum ist die Basis des Systems. Angebot und Nachfrage bestimmen und werden durch Erwartungen, Hoffnung, mitbestimmt. Letztlich ist das gesamte Wirtschaftssystem auf Vertrauen, Verantwortung und Hoffnung aufgebaut. Ein kleines Beispiel dafür ist das Geldsystem. Der Wert ist im Materialwert selbst kaum zu beziffern, der aufgedruckte Nominalwert hingegen ermächtigt die Teilhabe im Wirtschaftssystem.
Konjunkturzyklen sind Ausdruck von „Stimmungslagen der Hoffnung“, die von einer Hochkonjunktur bis zu einer wirtschaftlichen Depression gehen. Somit ist die Wirtschaft im „Hoffnungsvergleich“ ein sehr klar abgebildetes System, das Hoffnung verständlich machen kann.
Sehr viel verständlicher wird Hoffnung anhand von Menschen, die uns Vorbild sind. Sie waren in ihrem Leben und Wirken Hoffnungsträger. Es sind Menschen, die Hoffnung gaben, weil sie aus ihrem Glauben heraus Liebe und Hoffnung vermitteln konnten. Univ.Prof. Dr. Johannes Messner, Dr. Franz Kardinal König oder Dr.Lonny Glaser sind Persönlichkeiten, anhand derer die Wirkung der göttlichen Tugenden abgelesen werden können.
Alle hatten diese Hoffnung in ihrem Glauben gefunden. Dadurch und in der Liebe gestärkt, war es möglich, dass sie durch ihre Talente und ihr Wirken Überdurchschnittliches für die Gesellschaft und Menschen erreichen konnten.
Eine der genannten, Dr. Lonny Glaser, geprägt durch ihre katholische Erziehung, lebte aus einem tiefen Glauben und war überzeugt von der Macht der Liebe.
Eine kurze Replik: 1925 in Polen geboren, bereits 1930 stirbt die Mutter, vorher hatten sich die Eltern getrennt. Sie wächst zunächst in Österreich auf, übersiedelt dann mit der Großmutter wieder nach Polen. Dort ist sie eng in Kontakt mit diversen Klöstern und Internaten. Sie schickt die Großmutter nach Wien und kommt über Umwege ebenfalls nach Wien. Sie ist dankbar für alles und arbeitet in der Fürsorge der Katholischen Aktion als Erzieherin. Sie nimmt sich um allein erziehende Mütter an, sie geht häufig ungewöhnliche Wege, gründet das Janineum, wo sie tausenden Studenten aus dem ehemaligen Osten die Möglichkeiten bietet, in den Westen zu kommen, um ihren Glauben und damit Hoffnung, Glaube und Liebe zu stärken. Viele dieser ehemaligen Studenten sind heute erfolgreiche Manager, Politiker, Künstler, oder sie bekleiden hohe geistliche Ämter. Diese Persönlichkeiten hat sie später, teils mit ihrer Tochter, weiter begleitet.
in hohen geistlichen Ämtern, oft mit einfachsten Mitteln diese versorgt und das richtige zu deren Weiterentwicklung beigetragen.
Beispiele wie jenes von Lonny Glaser sollen uns vor Augen führen, dass es Sinn ergibt, dazu beizutragen, mehr zu tun und zu hoffen, als erwartet wird.
Die Befassung mit Werten, die zutiefst in das Innerste unseres Lebens eingreifen, ist nicht nur notwendig, sondern sichert die Zukunft unseres Zusammenlebens im Sinne eines gelingenden Gemeinwohls.
