von Dr. Maria Raphaela Hölscher,
29.4.2018
P. Lier, Sie haben Johannes Messner persönlich gekannt, bei welchen Gelegenheiten sind Sie ihm begegnet?
Es war während meines Theologiestudiums an der Uni Wien in den Jahren 1961-1966, nicht nur ich allein habe bei Prof. Messner Ethikvorlesungen besucht, sondern ebenso etliche meiner Mitbrüder. Leider habe ich ihn nicht persönlich getroffen, außer bei Prüfungen, ich bin ja noch Student gewesen und er war mein Professor.
Welche spontanen Erinnerungen haben Sie an Johannes Messner?
Er war wie ein Prophet, beeindruckt hat mich seine Klarheit und seine Glaubwürdigkeit durch sein Leben, er war einfach überzeugend. Sogar Kommunisten haben ihn hinsichtlich seiner Antworten auf sozialethische Fragen respektiert.
Johannes Messner – als Wissenschaftler, als Mensch?
Johannes Messner war ein exzellenter Wissenschaftler, er hat – wie bekannt ist – unzählige Werke geschrieben, auf uns Studenten hat dies einen großen Eindruck gemacht. Besonders in Erinnerung ist mir, dass er die Autorenprämie vom Verlag gespendet hat, damit wir seine Bücher vergünstigt erhalten konnten. Er war eine unglaublich faszinierende Persönlichkeit – mir und uns ein Vorbild, auch durch seine Einfachheit, fast Armut. Ein Satz von ihm, der mir besonders in Erinnerung ist: „Die Klarheit im Reden ist die Ehrlichkeit der Philosophen.“
Inwieweit war und ist Johannes Messner für Ihr Leben von Bedeutung?
Die Kalasantiner, die von P. Schwarz gegründet worden sind, stellen sich gerade der sozialen Frage, der Frage nach der Gerechtigkeit im Arbeitsleben. Mit seinem Werk und auch durch sein persönliches Lebenszeugnis hat Johannes Messner mich persönlich und ebenso Mitbrüder sehr geprägt.
Was möchten Sie den Lesern weitergeben?
Wie bereits erwähnt, war Johannes Messner prophetisch, maßgebend für seine Zeit. Er hat eine Spur gelegt, seine „Linie“ war die Verantwortung vor Gott und für die Menschen – die Frage nach der Gerechtigkeit. Heute ist vieles schwammig geworden, wir sind eingeladen, unsere Gewissensüberzeugung wie Johannes Messner zu leben – auf dem Boden der Kirche. Wir dürfen uns nicht dem „Weltgeist“ anbiedern, sondern müssen mutig gegen den Strom schwimmen.
Danke P. Lier für das Interview und dieses Zeugnis.